Die One-Way ANOVA ist super, wenn Du einen Einflussfaktor auf eine numerische Zielvariable untersuchen willst. Aber was, wenn Du zwei hast – und wissen möchtest, ob sie gemeinsam oder sogar im Zusammenspiel wirken?
Dann brauchst Du die zweifaktorielle ANOVA, auch Two-Way ANOVA genannt.
Beispiel: Lernmethode und Prüfungsart
Fragestellung:
Hat die Lernmethode (Karteikarten vs. Videos) und die Art der Prüfung (Multiple Choice vs. Essay) einen Einfluss auf die erreichten Punkte?
Und zusätzlich:
Wirken die beiden Faktoren zusammen? Also: Hängt die Effektivität der Lernmethode davon ab, welche Prüfungsart gewählt wurde?
1. Beispieldaten erstellen
# Zwei Faktoren: methode (2 Stufen), pruefungsart (2 Stufen)
set.seed(42)
lerndaten2 <- expand.grid(
methode = c("Karteikarten", "Videos"),
pruefungsart = c("MC", "Essay"),
teilnehmende = 1:20
)
# Punktzahlen simulieren
lerndaten2$punkte <- with(lerndaten2,
ifelse(methode == "Karteikarten" & pruefungsart == "MC", rnorm(20, 80, 5),
ifelse(methode == "Karteikarten" & pruefungsart == "Essay", rnorm(20, 75, 5),
ifelse(methode == "Videos" & pruefungsart == "MC", rnorm(20, 70, 5),
rnorm(20, 68, 5)))))
# Umwandeln in Faktoren
lerndaten2$methode <- factor(lerndaten2$methode)
lerndaten2$pruefungsart <- factor(lerndaten2$pruefungsart)
2. Erste Übersicht
boxplot(punkte ~ methode * pruefungsart, data = lerndaten2,
col = "lightblue", main = "Punkte nach Methode & Prüfungsart",
ylab = "Punktzahl", xlab = "Gruppe")
Damit bekommst Du eine erste visuelle Idee, ob und wo Unterschiede liegen.
3. Voraussetzungen prüfen
a) Normalverteilung der Residuen
modell2 <- aov(punkte ~ methode * pruefungsart, data = lerndaten2)
shapiro.test(residuals(modell2))
qqnorm(residuals(modell2))
qqline(residuals(modell2), col = "red")
b) Varianzhomogenität
library(car)
leveneTest(punkte ~ methode * pruefungsart, data = lerndaten2)
Hinweis: Wenn Voraussetzungen verletzt → ggf. Transformation oder robustere Verfahren (z. B.
welch.test()
aus demrstatix
-Paket).
4. Modell schätzen: Two-Way ANOVA
# Modell mit Haupteffekten und Interaktion
modell2 <- aov(punkte ~ methode * pruefungsart, data = lerndaten2)
summary(modell2)
Beispielausgabe:
rCopyEdit Df Sum Sq Mean Sq F value Pr(>F)
methode 1 760 760 18.3 0.0001 ***
pruefungsart 1 420 420 10.1 0.0025 **
methode:pruefungsart 1 95 95 2.3 0.14
Residuals 76 3150 41
5. Interpretation
Definition (Box):
Haupteffekt: Einfluss eines Faktors unabhängig vom anderen
Interaktion: Wirkung des einen Faktors hängt vom anderen ab
In unserem Beispiel:
- Beide Haupteffekte signifikant → Methode und Prüfungsart beeinflussen Punkte
- Keine signifikante Interaktion → Der Effekt der Lernmethode ändert sich nicht je nach Prüfungsart
6. Visualisierung der Interaktion
library(ggplot2)
ggplot(lerndaten2, aes(x = methode, y = punkte, fill = pruefungsart)) +
stat_summary(fun = mean, geom = "bar", position = "dodge") +
stat_summary(fun.data = mean_se, geom = "errorbar",
position = position_dodge(width = 0.9), width = 0.2) +
theme_minimal() +
labs(title = "Durchschnittliche Punktzahl",
y = "Punkte", x = "Lernmethode")
Interpretation:
- Parallele Balken → Keine Interaktion
- Kreuzende Balken → Mögliche Interaktion (visuell prüfen!)
7. Post-hoc-Tests (optional)
Wenn Du mehr als 2 Stufen pro Faktor hast, brauchst Du Post-hoc-Tests (z. B. TukeyHSD()
, emmeans
). Hier aber nicht nötig, da jede Variable nur zwei Gruppen hat.
Zusammenfassung: Two-Way ANOVA in R
Schritt | Was Du machst |
---|---|
1. | Datensatz vorbereiten (zwei Faktoren) |
2. | Voraussetzungen testen (Normalität, Levene) |
3. | Modell berechnen mit aov() |
4. | Haupteffekte und Interaktionen interpretieren |
5. | Visualisieren mit ggplot2 |
Q&A – Teste Dein Wissen
Frage 1: Wann brauchst Du eine zweifaktorielle ANOVA?
Antwort: Wenn Du zwei kategoriale Einflussgrößen auf eine metrische Zielgröße untersuchen willst.
Frage 2: Was ist eine Interaktion?
Antwort: Wenn sich der Effekt eines Faktors je nach Stufe des anderen Faktors verändert.
Frage 3: Muss man immer Post-hoc-Tests machen?
Antwort: Nur wenn mehr als zwei Gruppen pro Faktor vorhanden sind und Haupteffekte signifikant sind.
Frage 4: Was zeigt Dir der Levene-Test?
Antwort: Ob die Gruppen homogene Varianzen haben – eine Voraussetzung für ANOVA.
Frage 5: Welche Funktion rechnest Du für eine Two-Way ANOVA in R?
Antwort: aov(punkte ~ faktor1 * faktor2, data = datensatz)
Alles klar?
Ich hoffe, der Beitrag war für dich soweit verständlich. Wenn du weitere Fragen hast, nutze bitte hier die Möglichkeit, eine Frage an mich zu stellen!