...

Leistungsdiagnostik: Was wird eigentlich gemessen?

Die Leistungsdiagnostik ist ein zentrales Element der psychologischen Diagnostik. Sie beschäftigt sich mit der Erfassung von Fähigkeiten und Kompetenzen, die eine Person in standardisierten Testsituationen zeigt. Diese Art der Diagnostik kommt in vielen Bereichen zum Einsatz, sei es in der Schule, im beruflichen Kontext oder in der klinischen Praxis.

In diesem Blogpost gebe ich dir einen Überblick über die wichtigsten Konzepte der Leistungsdiagnostik und zeige dir, wie diese Verfahren in der Praxis genutzt werden. Wir werden dabei auch Beispiele durchgehen, um die Konzepte besser zu verstehen.

Was ist Leistungsdiagnostik?

Leistungsdiagnostik bezeichnet das systematische Erfassen von Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person. Sie kommt oft dann zum Einsatz, wenn es darum geht, bestimmte Fähigkeiten wie Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit oder Problemlösefähigkeiten zu messen. Diese Tests sind standardisiert, was bedeutet, dass sie immer unter denselben Bedingungen durchgeführt werden, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

In der Leistungsdiagnostik wird vor allem zwischen Speedtests und Powertests unterschieden:

  • Speedtests sind Tests, bei denen die Bearbeitungszeit eine wesentliche Rolle spielt. Die Aufgaben sind oft relativ einfach, aber es wird gemessen, wie viele von ihnen in einer bestimmten Zeit korrekt gelöst werden können. Ein typisches Beispiel für einen Speedtest ist ein Test zur Messung der Konzentrationsfähigkeit, bei dem eine Person in kurzer Zeit so viele einfache Rechenaufgaben wie möglich lösen muss.
  • Powertests hingegen haben keine strenge Zeitbegrenzung. Hier geht es darum, dass die Aufgaben zunehmend schwieriger werden und die Person bis an ihre Leistungsgrenze geht. Ein Beispiel wäre ein IQ-Test, bei dem die Aufgaben immer komplizierter werden und die Testperson zeigen muss, wie gut sie mit steigenden Anforderungen zurechtkommt.

Beide Testarten haben ihre spezifischen Einsatzbereiche und messen unterschiedliche Aspekte der Leistungsfähigkeit. Während Speedtests eher die Effizienz und Schnelligkeit einer Person erfassen, geben Powertests Einblicke in das maximal mögliche Leistungsniveau.

Beispiel: Ein IQ-Test

Ein klassisches Beispiel für einen Leistungstest ist der Intelligenztest (IQ-Test). Hierbei wird die kognitive Leistungsfähigkeit einer Person in verschiedenen Bereichen wie verbales Verständnis, logisches Denken und räumliches Vorstellungsvermögen gemessen. Die bekannteste Form eines solchen Tests ist der Wechsler Adult Intelligence Scale (WAIS-IV), der besonders in der klinischen Psychologie und in der neuropsychologischen Diagnostik genutzt wird.

Normorientierte Leistungsdiagnostik

Ein zentrales Element der Leistungsdiagnostik ist die normorientierte Diagnostik. Das bedeutet, dass das Ergebnis einer Testperson mit den Ergebnissen einer großen Gruppe von Menschen verglichen wird, die den gleichen Test gemacht haben. Diese Vergleichsgruppe, auch Normgruppe genannt, repräsentiert idealerweise die Bevölkerung oder eine bestimmte Zielgruppe, z. B. Schüler einer bestimmten Altersstufe oder Mitarbeiter eines Unternehmens.

Die Testergebnisse einer Person werden dann in Bezug auf diese Normgruppe interpretiert. Das Ziel ist es, herauszufinden, ob die getestete Person überdurchschnittlich, durchschnittlich oder unterdurchschnittlich abschneidet.

Beispiel: Interpretation eines IQ-Werts

Angenommen, du machst einen IQ-Test und erzielst einen Wert von 115. Dieser Wert sagt erst einmal nicht viel aus, wenn man ihn nicht mit einer Norm vergleicht. Die meisten IQ-Tests sind so normiert, dass der Durchschnittswert bei 100 liegt und die Standardabweichung 15 beträgt. Das bedeutet, dass 68% der Menschen einen IQ zwischen 85 und 115 haben. Dein Ergebnis von 115 liegt am oberen Ende der Normalverteilung, was bedeutet, dass du im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung überdurchschnittlich abschneidest.

Anwendung der Leistungsdiagnostik

Die Leistungsdiagnostik wird in vielen Bereichen eingesetzt. Hier sind einige Beispiele:

  1. Schulpsychologie: Leistungsdiagnostik wird häufig genutzt, um Schüler auf Lernschwächen oder besondere Begabungen zu testen. Mithilfe von Intelligenz- oder Lerntests kann herausgefunden werden, ob ein Schüler besondere Unterstützung benötigt oder ob er in einem speziellen Bereich besonders gefördert werden sollte.
  2. Berufsberatung: Auch in der Berufsberatung spielt die Leistungsdiagnostik eine wichtige Rolle. Tests zur beruflichen Eignung helfen dabei, herauszufinden, welche Fähigkeiten besonders ausgeprägt sind und welche Berufe zu den individuellen Stärken passen.
  3. Neuropsychologische Diagnostik: In der klinischen Psychologie und Neuropsychologie werden Leistungstests genutzt, um kognitive Beeinträchtigungen zu diagnostizieren. Zum Beispiel können Tests zur Gedächtnisleistung genutzt werden, um Demenz oder andere neurodegenerative Erkrankungen zu diagnostizieren.
  4. Personalauswahl: In der Wirtschaft werden Leistungstests bei der Personalauswahl eingesetzt, um die kognitiven Fähigkeiten von Bewerbern zu testen. Das Ziel ist es, Kandidaten zu finden, die für die Anforderungen eines bestimmten Jobs besonders gut geeignet sind.

Beispiel: Bewerbungsverfahren mit Leistungstests

In vielen großen Unternehmen werden bei der Personalauswahl sogenannte Assessment-Center durchgeführt. Diese beinhalten oft auch Leistungstests, wie z. B. Problemlöseaufgaben oder Aufmerksamkeitstests. Die Bewerber müssen in kurzer Zeit so viele Aufgaben wie möglich lösen, und ihre Ergebnisse werden dann mit denen anderer Bewerber verglichen.

Lerntests in der Leistungsdiagnostik

Neben klassischen Leistungstests gibt es auch spezielle Lerntests, die das Potenzial einer Person messen, bestimmte Fähigkeiten zu erwerben. Diese Tests werden oft verwendet, um das Lernvermögen von Personen mit Lernschwierigkeiten zu erfassen.

Lerntests werden häufig in der pädagogischen Diagnostik eingesetzt, um herauszufinden, ob und in welchem Maße eine Person von speziellen Fördermaßnahmen profitieren könnte. Ein Beispiel hierfür ist der Lern- und Gedächtnistest (LGT-3), der misst, wie gut sich eine Person neue Informationen aneignen und behalten kann.