Die richtige Struktur für deine Bachelorarbeit

Vorgaben verstehen und sicher anwenden – inkl. IMRaD-Struktur

Viele Studierende glauben, die Struktur einer Abschlussarbeit sei ein kreativer Akt. In Wahrheit ist sie in den meisten Studiengängen vorgegeben – oft als Word-Vorlage oder Leitfaden.

Dein Job ist nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern präzise zu verstehen, wie die Maske gemeint ist, um deine Inhalte sauber einzupassen.

Dieser Beitrag zeigt dir in fünf Schritten, wie du Vorgaben sicher interpretierst, typische Abweichungen (z. B. Ergebnisse vs. Diskussion) erkennst und deine Abschlussarbeit in die richtige Struktur bringst.


IMRaD als Vorlage: Warum Struktur keine Kunst ist

Die meisten Vorlagen sind Derivate von IMRaD (Introduction–Methods–Results–and Discussion).

Vorsicht: Die Begriffe und Zuschnitte variieren je nach Institut. „Diskussion“ kann z. B. eigenständig sein oder mit „Ergebnisse“ verschmolzen. „Theorie“ kann „Related Work/Literaturüberblick“ heißen.

Das ist aber weniger problematisch. Deine Aufgabe ist ohnehin, die Intention hinter den Labels verstehen und nicht die Label selbst zu verteidigen.

  • Unser Tipp
    Replizieren statt komponieren. Kreativität gehört in die Inhalte, nicht in die Struktur deiner Bachelorarbeit.

Du suchst noch das richtige Forschungsthema?


Schritt 1: Vorlage verstehen

Bevor du mit deiner eigenen Arbeit beginnst, ist es elementar, die Vorlage genau zu verstehen. Sie ist das Fundament deiner Abschlussarbeit. Das heißt für dich:


Schritt 2: Deine Inhalte mappen

Die Struktur soll deine Forschungsfrage spiegeln. Um das zu überprüfen, kannst du einen schnellen Scope-Test durchführen:

  • Identifiziere die Kernkonzepte deiner Forschungsfrage
  • Prüfen, ob jedes Konzept in Theorie, Methode (Messung!), Ergebnissen und Diskussion vorkommt
  • Alles, was nicht der Forschungsfrage dient, fliegt raus oder wandert in Limitierungen/Ausblick

Beispiel
Kommt „Motivation“ in Frage & Relevanz vor, brauchst du Motivation als Absatz in Theorie, eine Messung in Methode, Befunde in Ergebnisse und Interpretation/Implikationen in Diskussion.

Studierende entwickeln die Struktur einer Bachelorarbeit mit Skizzen und Notizen am Schreibtisch

Schritt 3: Häufige Abweichungen – und wie du sie löst

  • Ergebnisse vs. Diskussion
    • Trennung verlangt? → Ergebnisse: Was kam raus (ohne Deutung). Diskussion: Was bedeutet das?
    • Kombiniert? → Ordne jeden Befund direkt mit kurzer Interpretation; Ausblick/Limitierungen ans Ende.
  • Theorie vs. Related Work
    • Theorie: Begriffe/Modelle definieren, Bezüge herstellen.
    • Related Work: empirische Befunde und Positionen zusammenfassen.
    • Oft wird das zusammengelegt: Also erst Begriffe, dann empirische Hauptergebnisse der Literatur.
  • Methode vs. Methodologie
    • Methodologie: Begründung des Ansatzes
    • Methode: konkretes Vorgehen: Design, Stichprobe, Instrumente, Analyse
    • Ist nur die Methode gefordert? Dann kurz zur Methodologie und den Fokus auf Replizierbarkeit.
  • Fazit vs. Schlussfolgerungen
    • Fazit: Kernaussage und Beitrag
    • Schlussfolgerungen/Implikationen: Konsequenzen für Praxis/Policy/Forschung
    • Ist beides gefordert?: Dann halte das Fazit schlank, und führe die Implikationen separat mit Bullet-Points auf

Finde deinen Schreibrhythmus

Schritt 4: Micro-Outline mit Key Sentences

Deine Struktur steht jetzt? Dann erzeuge eine Bare-Bones-Version:

  • H1/H2/H3 nach Vorlage: keine kreativen Kapitelnamen!
  • Ein Key Sentence: pro geplantem Absatz (1 Satz, später dann 150–250 Wörter)
  • Platzhalter für Tabellen/Abbildungen (z. B. „Tab1: Stichprobe“).

So kannst du dir früh Feedback einholen – auf Logik, nicht auf Stil.


Schritt 5: Früh in die Sprechstunde

Je früher du Klarheit hast, desto weniger musst du später umschreiben. Geh daher bereits zeitig mit konkreten Fragen zu deinem Betreuer:

  • Kapitelzuschnitt: Sind Ergebnisse/Diskussion getrennt zu führen?
  • Platz der Implikationen: In Diskussion oder eigenes Kapitel?
  • Theorie vs. Related Work: Soll ich beides trennen?
  • Methodenteil: Wie tief soll die Auswertung beschrieben werden (z. B. Modelle, Software, Parameter)?
  • Formalia: Mit welchem Umfang pro Kapitel sollte ich rechnen? Existieren Abbildungs-/Tabellenrichtlinien?
  • Beispielarbeiten: Kann der Betreuer dir, 1–2 Musterthesen empfehlen?

Bringe deine Bare-Bones-Gliederung (mit Key Sentences) mit – das beschleunigt die Rückmeldung enorm.


Typische Fehler und wie du sie vermeidest

  • Kreative Kapitelstruktur trotz klarer Vorlage
  • Übernehme die Labels der Vorlage
  • Scope Creep – Also Themen, die nicht in der Forschungsfrage auftauchen)
  • Führe eine Streichliste und lager die Themen aus
  • Die Diskussion wird zum Ergebnisteil
  • In den Ergebnissen dreht es sich um die Datenauswertung. In der Diskussion verdeutlichst du die Bedeutung
  • Zu späte Klärung
  • Vereinbare Sprechstunde vor dem Schreiben, nicht erst danach
  • Kein Micro-Plan
  • Lege Key Sentences pro Absatz an und formuliere erst dann aus

Du brauchst Feedback zu deinem Vorgehen?